Wertbildende Kriterien für NFTs?

NFT-basierte Krypto-Kunstwerke unterliegen, wie jedes Handelsgut, dem Gesetz von Angebot und Nachfrage. Die Frage ist aber, wie eine Bewertung der Bedeutung des Künstlers, seines Werks und einer potenziellen Marktreaktion praktisch umgesetzt werden kann.

Betrachtet man die tradtionellen „Wertbildenen Kriterien“

Authentizität, Künstler, Schule, Signatur und Datierung, Gattung, Technik, Maße, Motiv, Innovation, Zustand, Marktfrische, kunst- und kulturhistorische Bedeutung, Qualität, Provenienz, Restitutionsfreiheit, Seltenheit, Schaffensperiode, Charakteristik, temporäre Aufmerksamkeit und Performance

so wird schnell klar, dass diese auf NFTs nur bedingt anwendbar sind, sich die Gewichtung deutlich verschiebt und Ergänzungen notwendig werden.

Max Capacity, „N0407“, 2021, Analog VHS video glitch, B+P Cryptoart Collection.

Neue Gewichtung der Wertbildenden Kriterien für NFTs

Die „Authentizität“ spielt eine entscheidende Rolle, da auch kopierte Werke „geminted“ werden können. Das Kriterium „Schule“ kann zum jetzigen Zeitpunkt eher als „Kollektiv“ umgemünzt werden. Eine „Signatur“ ist obsolet, da sie durch die digitale Signatur ersetzt wird, „Gattung“ spielt bei der Preisbildung eine untergeordnete Rolle, das Kriterium „Technik“, sprich eine technische Exzellenz durch saubere* Umsetzung sowie eine eine hohe Auflösung, wird vom Markt wahrgenommen und honoriert *(der Begriff „Clean NFTs“ bezieht sich auf energieschonende NFTs auf der Tezos-Blockchain), „Maße“ können zu „Auflösung“ übersetzt werden , „Erhaltungszustand“ bezieht sich jetzt auf die dauerhafte Stabilität, Sicherheit und Zugänglichkeit der dezentralen Speicherung, somit den „NFT-Speicher Erhaltungszustand“, „Motiv“ und „Innovation“ gewinnen an Relevanz, „Marktfrische“ scheint weniger relevant zu sein, da m. E. die Bekanntheit eines Werks ausschlaggebend für den monetären Erfolg ist, „kunst- und kulturhistorische Bedeutungen“ müssen gemäß der vorherrschenden Netz-Kultur neu definiert werden, das traditionelle Verständnis einer künstlerischen „Qualität“ verliert durch mangelnde Vergleichbarkeit an Gewicht, d.h. die „Qualität“ von NFTs kann nur auf der Grundlage von NFTs beurteilt werden, lückenlose „Provenienz“ ist durch den Non Fungible Datensatz gegeben, „Seltenheit“ gewinnt in Verbindung mit Bekanntheit deutlich an Bedeutung, könnte aber besser als „Knappheit“ definiert werden, für das Kriterium der „Schaffensperiode“ (z. B. das „furiose Alterswerk“) ist es noch zu früh, „Charakteristik“ und „Wiedererkennungswert“, bezogen auf den Stil eines Künstlers scheinen eher unwichtig, bezogen auf das Motiv, aber sehr wichtig zu sein, die „temporäre Aufmerksamkeit“ wird als Sichtbarkeit im Netz und soziale Aufmerksamkeit (social attention) zum entscheidenden wertbilden Kriterium, die „Performance“ wird durch die Plattformen als Handelskanäle und durch die großen Schwankungen der Kryptowährungen geprägt.

Ergänzung der Wertbildenden Kriterien für NFTs

Folgende vier Faktoren müssen m. E. zur sinnvollen Ergänzung der Wertbildenden Kriterien für NFTs berücksichtigt werden:

Der NFT Markt

Auch wenn die großen Auktionshäuser bereits jetzt NFTs handeln, sind die genannten Plattformen die eigentlichen Umschlagplätze. Durch die Preis- und Handelsprovenienz bieten diese eine große Datenmenge als Basis einer Bewertung. Zu berücksichtigen sind kurzfristige deutliche Wertschwankungen der historischen Handelspreise, die dazugehörigen Netzereignisse und kurzfristige Hypes.

Die Sammelnden

Ursprünglich sprachen NFTs einen jungen Sammlerkreis von Digital Natives, bzw. Krypto Natives,  an, deren ästhetisches Verständnis durch Computergrafik, Animation und Memes geprägt war. Die kritische Auseinandersetzung mit NFTs dieser „Netz-Ästhetik“ kann nur anhand vergleichbarer NFTs stattfinden. Traditionelle Bildvorstellungen greifen nicht. Zu berücksichtigen ist auch, dass die Grenze zwischen Künstler und Sammler verschwindet. Die Beweggründe eines Kaufs können in der Peisbildung durchaus eine Rolle spielen.

Die monetäre Währung

Kryptowährungen sind derzeit noch großen Schwankungen unterlegen. Große Währungsschwankungen führen zu hohen Gewinnen, die dann zu großzügig und manchmal unreflektiert in Kryptokunst investiert werden.

Die soziale Währung

Marina Abramović (*1946), “The Hero 25FPS [ 2127 ]”, 2001/2022, 1/1x, jfif, minted on Tezos-blockchain July 25th 2022, b+p Cryptoart Collection.

Der momentane und potenzielle Wert eines NFTs wird m. E. maßgeblich durch die Sichtbarkeit im Netz und durch eine soziale Aufmerksamkeit generiert. Je bekannter ein Motiv oder Meme und mittlerweile auch ein Künstler ist, aber auch je innovativer die Darstellung ist, desto begehrter ist das Werk. Durch Social Mediakanäle kann diese soziale Aufmerksamkeit gesteuert werden. Mit der Präsenz der Künstler, der Sammler und vor allem ihrer Sammlungen auf den Plattformen wird wiederum eine Sichtbarkeit und soziale Relevanz und Begehrlichkeit geschaffen.

Wertbildende Kriterien für  NFTs!

Folgende Änderung und Ergänzung der Wertbildenden Kriterien schlage ich demnach für die Bewertung von NFTs vor:

Authentizität, Künstler, Kollektiv, Datierung, Technik, Auflösung, NFT-Speicher Erhaltungszustand, Motiv, Innovation, kunst- und kulturhistorische Bedeutung, Qualität (NFT zu NFT), Netz-Ästhetik, Provenienz, Knappheit, Sammlerkreis, Sichtbarkeit im Netz, soziale Aufmerksamkeit und Performance auf den Handelsplattformen.

Durch die Betrachtung und Analyse der Wertbildenden Kriterien für NFTs werden verschiedene Aspekte des digitalen Kunstwerks beleuchtet, die in der Gesamtheit ein besseres Verständnis von Kunst und Künstler auf dem Markt zu einem definierten Zeitpunkt schaffen – und möglicherweise Prognosen über die weitere Entwicklung zulassen.

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